Dem Konsumverhalten der jungen Leute ist es zu verdanken, dass dem Thema beginnend in der 70er Jahren über Präventionsinhalte eine politische Bedeutung gegeben wurde. Besorgniserregende Zuwachsraten an Konsummengen führten zu stetig steigenden Todeszahlen und gaben so den Anlass zur Entwicklung sinnvoller Vermeidungsstrategien. Präventive Ansätze sollten Einfluss auf die gesellschaftlichen Lebensbedingungen nehmen. Ort des Geschehens wurde die Schule. Diese hatte nicht nur Bildungs-, sondern auch Erziehungsfunktion. Klar war jedenfalls, dass Drogenmissbrauch erheblichen Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung hatte.

 

Ziel von Präventivarbeit ist grundsätzlich unerwünschten Entwicklungen zuvor zu kommen. In der Fachwelt ist man natürlich daran interessiert, entsprechende Maßnahmen an den Ursachen zu orientieren. Hat man welche festgeschrieben,  kommt es von nun an auf ein gut angelegtes Handlungskonzept an. Süchtiges Verhalten an sich und damit erst recht jenes, das durch Einnahme von diversen Substanzen gefördert ist, wird in der Prävention als ein gesellschaftlich begünstigtes Konstrukt gesehen. Drogengebrauch hat für den Konsumenten eine primäre positive Funktion. Entlang der Wirkung durch eingenommene Substanzen entsteht ein gewünschter innerer Zustand, der ansonsten nicht erreicht werden kann. Von einer Sucht Betroffenen fehlt es an funktionellen Äquivalenten. In Anbetracht fehlender Erkenntnisse über kausale Zusammenhänge wurde für Prävention ein multifaktorieller Ansatz gewählt. Eine „Ursachen-Trias“ wird auch von der Weltgesundheitsorganisation angenommen: die Droge selbst, das soziale Milieu und die Persönlichkeit. Suchtprophylaxe bekam eine starke soziologische Komponente, theoretisches Gerüst wurde die strukturell- funktionale Systemtheorie.

 

Die bewährte Institution Familie ist kennzeichnend für systemische Beziehungen. Die zunehmende Problematik machte schnell klar, dass Drogensucht eine Störung des ganzen Systems Familie aufdeckt. Das Jahrzehnt der „Siebziger“ wurde zum postmodernen Zeitalter definiert, Traditionen zunehmend verpönt, als Gesellschaft gelang der Einstieg in eine neue Risikogemeinschaft. Alles Neue war geprägt von einem politisch gewollten Individualisierungstrend, der medial entsprechend verkauft wurde. Individuelle Persönlichkeitsentfaltung und neue psychische Werte wie Selbstverwirklichung wurden als Weiterentwicklung aufgefasst und zu kulturellen Werten. Der Umgang mit Drogen wurde Teil eines Sozialisationsmusters, das bis heute viele überfordert hat. Politisch war der individuelle Freiheitsbegriff zum Maß aller Dinge, begleitet durch berauschende Konsumentwicklungen.

 

Kosten für gute präventive Arbeit sind kaum erfassbar. In der Bundesrepublik geht man davon aus, dass rund 50 Mio. Euro jährlich dafür aufgewendet werden und zwar von diversen Kostenträgern. Präventivarbeit, die verhindern soll, steht dabei Werbeinvestitionen gegenüber, die für Konsum sorgen sollen. Hier in Deutschland sind es zwischen 1 und 2 Mrd. Euro Investments für Suchtmittel. David kämpft gegen Goliath.

 

Präventivarbeit steht zudem Repressionsarbeit sehr nahe. Auch hier gibt es einen hohen und unüberschaubaren Kosteneinsatz. Wohlgemeintes „verhindern“ kämpft gegen „drohende Gefahren“.

 

 

Gewinner bisheriger Drogenpolitik ist eindeutig das Geldkapital mit seinen Einflussmöglichkeiten geworden, in der Regel also Personen und seit Jahren zunehmend auch Institutionen.