Tu dies ... sei das ...

Die gesamte Zeitspanne einer Entwicklung vom Kindes- bis ins Jugendalter hinein und oft auch darüber hinaus steht mehr oder weniger unter dem Diktat der Versorger, in der Regel der Eltern. Das Gerüst der psychologischen Organisation des Einzelnen wird in dieser Zeit in einer Art und Weise aufgebaut, dass in den meisten Fällen später ersatzweise Krankheiten oder deutliche Beeinträchtigungen auftreten müssen, um Fehlverhalten, falsche Entwicklungen oder ausgeprägte Unzufriedenheit korrigieren zu können. Dies liegt in der Natur der Komplexität der Vorgänge.  Realitätsgerecht ist sicher eine Betrachtung der Entwicklung, die ganz entschieden auch die wechselseitige Abhängigkeit (Interdependenz) zahlreicher Vorgänge berücksichtigt. Trotzdem bleibt Erziehung auch Machtausübung und es kommt wie so oft auch hier auf das Maß an.

Innerhalb der Transaktionsanalyse geht man bei der Entwicklung chronischer Probleme davon aus, dass - natürlich nicht in dieser Absicht – im Elternhaus und im Kontakt zumindest ein großer Teil pathologischer Muster entstehen. Bitte beschäftigen Sie sich jetzt mit einigen Grundgeboten, das sind Botschaften der Eltern an ihre Kinder, die jedoch Langzeitwirkung haben.

Destruktive Grundgebote - Wissenswertes

"Tu das nicht! Das ist zu gefährlich“.

Oft erhalten Kinder Verbote für Aktivitäten, die spannend sind, Spaß machen und vor allem auch wichtig für eine Gruppenzugehörigkeit sind. "Klettere nicht auf den Baum!" "Da springst du nicht herunter!" "Inliner fahren ist zu gefährlich!"

Der Grund des jeweiligen Verbots liegt oft in der eigenen Angst der Eltern begründet. Manche reagieren überfürsorglich und schaden damit dem Kind. Gebote der Eltern können Kinder in Schwierigkeiten bringen, wenn sie sich nicht daran halten. So entstehen Konflikte und ein schlechtes Gewissen, oft mit Folgen. Ist das Kind mit anderen Kindern unterwegs, macht es sich vielleicht zu einem Außenseiter.

 

"Sei nicht kindisch!"

Dieses Grundgebot umfasst hohe Ansprüche und Anteile an den Vernunftaspekt im Kind. Albernheiten sind verpönt. Für die frühkindliche Entwicklung ist entscheidend, ob die Kinder sauber sind, je früher desto besser, umso weniger Arbeit verursachen sie. Leise sollen sie sein, je weniger man sie hört, desto besser sind sie. So benimmt man sich dann gut.

 

"Du bist nicht so wichtig, vieles andere ist wichtiger!"

Ein Grundgebot mit gefährlichen Eigenschaften. Hier wird meist permanent verlangt, sich selbst zurückzunehmen, für ein Kind kaum nachvollziehbar. Ein wichtiger Lernprozess wird blockiert, nämlich sich selbst auch einmal in den Vordergrund zu stellen, mal an sich selbst zu denken. Ein gesunder Egoismus ist für eine positive Entwicklung unerlässlich.

Schwer verdauliche Kost: anderes geht vor, andere haben Recht, alles andere ist noch ein Stück wichtiger!

 

"Hauptsache gesund!"

Zweifellos ist Gesundheit ein wichtiges Gut. Aber welcher Heranwachsende ist in der Lage, den Wert der Gesundheit einzuschätzen? Gesundheit wird als Selbstverständlichkeit erlebt.

"Hauptsache, du bist gesund!" ist ein schlecht aufgestelltes Grundgebot. Übertrieben dargeboten bewirkt es, dass andere wichtige Elemente, die einer hohen Wertschätzung unterliegen, unterversorgt bleiben. Merkmale von Leistungsprinzipien in einer Leistungsgesellschaft spielen hier hinein. Ein Zuviel an Bescheidenheit kann nachteilige Folgen haben.

 

Ihre Übung: Überlegen Sie sich einige typische Grundgebote in Ihrem Elternhaus.

  • Was haben sie Ihnen erbracht?
  • Wie sehen Sie das heute in der Rückschau?
  • Wo und wann hätten Sie einschreiten müssen, um Nachteile zu verhindern?
  • Weshalb haben Sie es nicht getan?