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Beispiel für eine Trainingseinheit Stressinokulation/Selbstinstruktion als Maßnahme von Stressmanagement

 

Nachfolgendes Beispiel – theoretisch erörtert – führt zu einem für Sie nachvollziehbaren Ergebnis. Also dann:

 

 

„Wie lehne ich das Angebot alkoholischer Getränke erfolgreich ab?“

 

 

Medium dieser oder vergleichbarer anderer Maßnahmen ist der automatisch ablaufende Interaktionsprozess zwischen Kognition und Verhalten. Eng damit verbunden ist der kritische Moment, nämlich die subjektive Bewertung durch Sie als Trainierenden. Diese persönliche Bewertung der Situation wird über den „inneren Dialog“, also das Sprechen mit sich selbst, instrumentalisiert.

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Reagieren Sie reflexhaft, dann laufen Sie Gefahr, dass unangenehme Gefühle Sie überrennen. So werden Sie vielleicht rot vor Verlegenheit, Schamgefühle treten auf, Sie werden unsicher und laufen vor allem Gefahr, sich hineinzusteigern.

 

Haben Sie eine derartige Situation geübt, z. B. auch in Ihrer Vorstellung, wird das Ereignis viel bewusster anzugehen sein (Impfungstraining).

 

Kommt das o. g. Beispiel für Sie überraschend, müssen Sie in der Praxis fast reflexhaft reagieren, d. h. Sie haben ein hohes Risiko. Durch Bewusstwerden derartiger Ereignisse lernen Sie rechtzeitig innezuhalten und die Situation zu überblicken. Folgendes sollten Sie trainieren:

 

Phase I:

 

  • Denken sie einmal darüber nach, wie Sie gewöhnlich reagieren, z. B. auf Überraschungen, auf Neues, Unvorhergesehenes und vor allem Unangenehmes. Vergewissern Sie sich über Ihr Umfeld, ob Sie sich richtig einschätzen und ob damit Ihre Selbsteinschätzung auch stimmt.

 

  • Entspannen Sie bewusst. Aus einer entspannten Grundhaltung werden prinzipiell die besten Lösungen entwickelt. Unter Druck werden Sie dazu neigen, gewagte Lösungen zu versuchen. In der Therapie haben Sie Entspannungstechniken bereits gelernt. Jetzt können Sie dort Gelerntes einsetzen. Arbeiten Sie mit denkbaren Suggestionen: kein Problem, kein Grund zur Sorge, das kann ich usw. So verstärken Sie sich erfolgreich selbst, das anstehende Ereignis wird gleichzeitig in seiner Bedeutung verändert.

 

  • Überprüfen Sie Ihre Kommunikationsmöglichkeiten. Wichtig ist, die richtigen Formulierungen zu wählen und das Gesprochene über das Gesamtverhalten damit auch zu bestätigen (Körpersprache, Ausdruck). Sprechen Sie diese Übung auch für sich selbst laut durch. Sie lernen schon indem Sie sich automatisch dabei auch zuhören.

 

 

Phase II:

 

Nachdem Sie Phase I ausreichend genug geübt haben, können Sie mit der Selbstreflexion dieses Abschnittes beginnen.

 

  • Beschäftigen Sie sich mit dem affektiven bzw. dem emotionalen Gehalt. Spricht das Thema, die Aufgabe Sie an? Prüfen Sie Ihre Bewertung. Fragen sie sich, wie würde ein außenstehender Dritter, jemand den Sie kennen, die Situation bewältigen? Was würde dieser tun? Überlegen Sie, wie der Normalbürger alkoholische Getränke ablehnt. Sie haben es schon oft gehört, wohl selten beachtet.  Tauschen Sie sich mit Ihrem Partner aus. Der Vorgang, der simpel erscheint, ist am Anfang oft unüberwindbar schwer und verursacht negative Gefühle.

 

  • Überprüfen Sie Ihre Kognitionen kritisch. Vielleicht sind Sie in einem Zustand kognitiver Dissonanz. Auf unser Beispiel bezogen: Sind Sie überzeugt davon,  dass es für Sie das Richtige ist, sich auf derartige Situationen einzulassen oder ergreifen Sie lieber die Flucht bzw. ziehen sich zurück? Welche anderen Lösungen schweben Ihnen vor? 

 

  • Lassen Sie sich ein: Sie könnten in der Praxis sagen: „Danke, ich trinke keinen Alkohol. Gerne nehme ich ein Gals Saft/Wasser/Cola.“ Sie dürfen auch schon am Anfang etwas riskieren, vor allem dann, wenn Sie sich provoziert fühlen. Also: „Danke, ich trinke keinen Alkohol. Vielleicht haben Sie ein Glas … “ Und an diese Stelle setzen Sie dann ein Getränk, das ganz sicher nicht vorhanden ist. Das Gegenüber wird Ihnen dann gerne eine Alternative anbieten.

 

  • Denken Sie über sog. Attributionen nach. Das sind Ursachenzuschreibungen, auch bezogen auf unser Alltagsverhalten. Menschen sind oft brutal und radikal, hart und unfair. Es ist nicht Ihre Aufgabe, Derartiges ändern zu wollen. Besonders in der Anfangsphase nach einer Therapie ist es gut, ein paar Gedanken darauf zu verwenden, dass die Gegenüber auch zunächst in einer schwierigen Situation sind und gar nicht recht wissen, wie sie sich Ihnen gegenüber verhalten sollen. Es ist Ihr Auftrag, das zu erleichtern.
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Zum Abschluss noch die Beschreibung einer paradoxen Situation:

 

In der Praxis zeigt sich, dass Therapieerfahrung auch therapieresistent machen kann. Misserfolge besonders im Sucht- und Abhängigkeitsbereich nach Therapien kommen oft deswegen zustande, weil eine notwendige Compliance nicht erreicht wurde. In der Regel liegt dies natürlich am Patienten selbst. Hier kann man auch spezifisch auf den Einzelfall abgestimmt helfen, konzeptionell vergangene Fehlversuche thematisieren und gleichzeitig auch für einen Neustart aufbereiten.