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Untersuchungen interessieren sich meist für die substanzgebundenen Süchte bzw. Abhängigkeiten, vordergründig für den Alkoholkonsum. Unabhängig einer körperlichen Komponente ist süchtiges Verhalten jedoch auch durch ein unausweichliches Verlangen nach Erlebensform oder subjektivem innerem Zustand gekennzeichnet. Auf dieser Ebene wird der Drang oder das Verlangen den Kräften des Verstandes meist hilflos untergeordnet. Verlangen auf der einen Seite des Verhaltens beschränkt das Verlangen auf der gegenüberliegenden Seite. So verhindert die Kaufsucht des Jugendlichen sein Verlangen nach freier Entfaltung seiner Persönlichkeit. Merkmale von Unvereinbarkeit beeinträchtigen die Entwicklung eines Betroffenen. Süchtiges Verhalten zerstört bekanntermaßen auch soziale Bindungen und vernichtet die sozialen Chancen eines Individuums.

Psychologische Merkmale wirken in soziologische Kriterien hinein. Süchtiges Verhalten hat ebenso eine geschichtliche Tradition. Auch in alten Kulturen gab es schon die Sucht. Jeder menschliche Trieb kann süchtig entgleisen. Oft ist die Abgrenzung zu Verhalten mit hoher zielgerichteter Intention und hohem Interesse schwer zu finden. Als Problemzone erweist sich hierbei meist das Bestreben aus der jeweiligen Kultur. Auswüchse des Trieblebens zu zügeln und Verhalten in Normen zu packen prägen die Gesellschaften. Person und Gesellschaft sollen hierdurch geschützt werden, also regelt man den Gebrauch. Besonders interessant ist der Aspekt, dass, wenn neuartige Drogen in eine Kultur eindringen, der Konsum sich sofort epidemieartig ausbreitet. Dies gilt ebenso für „modernes Verhalten“ und trifft dadurch auch auf jene Nachahmer, die über die Fähigkeit der Kontrolle nicht oder nicht schnell genug verfügen. Auch menschliche Neigungen und Leidenschaften können süchtig machen. Für den pubertierenden Jugendlichen kann Lesen zur Sucht werden, die neuen Medien bergen große Suchtgefahren, Computer- und Spielsucht nehmen immer größere Ausmaße an. Suchtverhalten garantiert die innere Einsamkeit, einmal erkannt, pusht sie das Verhalten weiter auf z. B. bei der Arbeitssucht.

Im Bereich des Alkoholismus unterscheidet man verschiedene Formen der Kultur des Alkoholkonsums.

  • Abstinenzkulturen: hier ist jeglicher Konsum verpönt wie z. B. in streng islamischen Ländern,
  • Ambivalenzkulturen: hier wird Konsum begrenzt toleriert, in der Gesellschaft herrscht Uneinigkeit vor,
  • Permissivkulturen: Alkoholgenuss ist erlaubt, Trunkenheit oder exzessiver Konsum werden aber abgelehnt,
  • permissiv funktionsgestörte Kulturen: hier ist alles erlaubt, also auch extreme Auswüchse (Exzesse).

Vorgenannte Gliederung lässt sich problemlos auch als Soziologie süchtigen Verhaltens auffassen. Haben Abstinenzkulturen und Permissivkulturen klare Konturen in ihren Ansichten, wird Suchtverhalten in Ambivalenzkulturen und permissiv funktionsgestörten Kulturen zum Problem gemacht. Die Bundesrepublik gehört in dieser Einteilung zu den Problemkulturen, denn Ambivalenz und je nach Situation auch exzessive Auswüchse prägen vielschichtig das Gesellschaftsbild. Für die Gruppe der Heranwachsenden ist es schwer zu erlernen, sich gesellschaftlich toleriert anzupassen. Das hat wiederum große Bedeutung, wenn es um das passende Rollenverständnis des Einzelnen geht. Moderne westliche Gesellschaften fordern hier mittlerweile bedingungslose Multifunktionalität.